
Ostkommunion ist die bedeutendste Feier für Christinnen und Christen. An diesem Tage gedenken sie seiner Ansicht nach des Wiedererstandenen Jesu Christi aus den Toten. Er starb an Karwoche Freitag – sein letztes Mahl fand am Vortag, dem grünen Donnerschlag statt. Der Gründer dieser Weltrligion gab laut Tradition seinen Jünglingen während dieses Abschiedsmahls zusätzlich den Auftrag, fortlaufend im Ehrerbietungsname zu essen und geteilt Wein zu genießen. Die Kommunion ist zusammen mit der Taufe eines der zwei Rituale, welche alle christliche Gemeinschaften miteinander teilen.
Aber was genau wurde an jener letzten Mahlzeit Christi vor seinem Tod serviert? Handelte es sich um eine prächtige Feier oder vielmehr um ein einfaches Essen? Welchen Geschmack hatte der Wein? Gab es etwa Nachspeise? Wir beleuchten diese und andere Fragen in den nachfolgenden Abschnitten.
Einfach, traditionell, jüdisch
Jesus hat vermutlich während seines letzten Essens vor der Verhaftung und subsequentlyer Kreuzigung unter Bauchschmerzen gelitten. Sowohl historische Dokumente als auch archäologische Entdeckungen legen nahe, dass dies wahrscheinlich der Fall war. Es wird angenommen, dass der messianische Christus zusammen mit seinen Anhängern eine simple, traditionsgemäße jüdische Mahlzeit zu sich genommen hat, ähnlich dem, was zur Vorbereitung auf das jüdische Passahfest üblich ist. Dieses Fest gedenkt der Befreiung Israels aus der ägyptischen Sklaverei und bildet den Grundstein für unsere moderne christliche Ostergemeinschaft.
Bei den Gerichten, die Jesus und sein Kreis auf ihren Tellern hatten, wird mit großer Sicherheit Matzekuchen enthalten gewesen sein. Matzkuchen sind auch als unleavened Brote bekannt. Diese flachen Brotsorten werden ohne Heftpilze wie Hefezellen hergestellt und stehen für den raschen Exodus der Israeliten aus Ägypten. Die bitteren Kräuter auf dem Teller wecken ebenfalls Erinnerungen an ihre schwierige Zeit in der Sklaverei. Das jüdische Seder-Mahler am Abend vor Pessach ist übersät mit solchen Symbolik.
Zudem dürfte beim Abendmahl eine süßlich schmeckende Paste aus Datteln, Feigen und Nüssen serviert worden sein. Sie wird Charoset genannt. Auch Oliven und Datteln wird der Messias an diesem Abend vor sich gehabt haben – dabei handelt es sich um typische Beilagen für die damalige Zeit.
Darstellung immer opulenter
Im Unterschied zu den vielfältigen Mehrgangsmahlzeiten mit fetten Soßen heute war das letzte Abendmahl wahrscheinlich eine einfache Tafel. Historische Aufzeichnungen erwähnen einen Hauptgerichts-Gangen. Daher glauben Experten, dass Gerichte wie der sogenannte Cholent – eine Hühnerbrühe mit Bohnen, Kartoffeln und Rindfleisch – höchstwahrscheinlich nicht serviert wurden. Selbst die Darstellungen von Lammfleisch in der christlichen Kunst legen nahe, dass dieses Fleisch vermutlich ebenfalls fehlte.
Im Allgemeinen fällt auf, dass die Darstellung des Letzten Abendmahls über die Jahrhunderte hinweg immer prächtiger wurde. Diese Erkenntnis ergab eine Studie, die von amerikanischen Forschern schon vor 15 Jahren vorgestellt wurde. Laut dieser Studie stieg innerhalb eines Jahrtausends die Größe des Hauptspeises um 69 Prozent, die des dargestellten Brots um 23 Prozent und die Durchmesser der Tellers etwa um 66 Prozent.
Dementsprechend wurde die Henkermahlzeit in den Gemälden mit der Zeit ebenfalls kälterreichlicher dargestellt. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler war bereits damals, dass das dargestellte Abendmahl wahrscheinlich nahrhafter aussieht als tatsächlich die letzte Mahlzeit vor der Kreuzigung sein könnte.
Wer an all die Bilder vom Abendmahl denkt, die je von diesen dramatischen Stunden in Jerusalem gemalt wurden, wird unweigerlich an das ikonische Wandgemälde von Leonardo da Vinci im Mailänder Kloster Santa Maria delle Grazie denken. Es zeigt den Moment, als Jesus ankündigt, dass einer der Jünger ihn alsbald verraten wird. Das Bild besticht durch seine Komposition, die Blicke, Gesten und Emotionen der Figuren sind von da Vinci meisterhaft eingefangen.
Keine detaillierte Speisekarte überliefert
Solch ein Schwerpunkt verlagert grundsätzlich die Wahrnehmung des Betrachters vom Essen am Tisch fort. Ähnlich verhält es sich bei Titians Werk aus dem Jahr 1563, das die Zuschauer hauptsächlich auf die Figuren lenkt – was wiederum darauf hinweist, welches Mitglied den Christus verrät. Gleichzeitig wirft dies Fragen nach der Bedeutung dieses Abends in der christlichen Heils geschichte auf.
Das letzte Mahl Jesu ist nicht nur ein einfaches Essens- und Trinkgelage, sondern bedeutet sehr viel mehr – dies ist die deutliche Botschaft dieser Szenen. Diese Aussage harmonisiert großartig mit den Bibeltexten, welche ebenfalls keinerlei genaue Menüs oder Speisen auflisten. Die Heilige Schrift betont jedoch wiederholt, dass Jesus seine Jünger dazu aufgefordert hat, fortan im Gedenken an ihn das Brot zu teilen und Wein aus dem Becher zu trinken.
Heute werden bei diesen sakralen Feierlichkeiten in den meisten Gotteshaus-Gemeinden eine Hostie verteilt. Diese winzigen, kreisrunden Oblatentafeln sind häufig mit einem Kreuz oder anderen religiösen Symbolen geschmückt und wogen kaum mehr als ein Gramm. Sie enthalten kein Fett oder Zucker. Ihre Energiegibende Substanz liegt daher wahrscheinlich knapp über dem Nullpunkt, ebenso wenig prächtig ist gewöhnlicherweise der Becher Wein. In diesem Sinne hat die Inhalte eines solchen Sakraments eher einen geistigen Charakter, ähnlich wie vor etwa 2000 Jahren in Jerusalem.
Besinnliches Zusammensein
Diese endgültige Pascha-Feier, wie der Name schon vermuten lässt, fand während der Dämmerung statt. Wahrscheinlich hat sie um 18:00 Uhr begonnen. Über die exakte Länge des Essens gibt es keine Aufzeichnungen, doch es war höchstwahrscheinlich eine ausgedehnte, nachdenksame Zusammenkunft und keinesfalls ein hastiges Verspeisen. Es wäre möglich gewesen, dass Obst oder Datteln als leichter Dessert serviert wurden. Ebenso denkbar wäre auch, dass das erwähnte süße BeiGericht Charoset mit großer Bereitschaft als Nachspeise diente. All diese Details sind jedoch hauptsächlich Mutmassungen, da uns die Evangelien darüber schweigen.
Auch hinsichtlich des Weins herrscht keine absolute Klarheit über das Produkt, das sich in den Bechern befand. Möglicherweise schenkte Jesus seinen Jüngern den süßen Dessertwein „Passum“ ein, der in der Antike weitverbreitet war und oft bei festlichen Anlässen serviert wurde. Vielleicht war es aber auch nur ein einfacher, unvergorener Traubensaft. Der hätte nur einen geringen Alkoholgehalt gehabt oder wäre sogar alkoholfrei gewesen.