
In dem letzten Jahresbericht der EU-Kommission zum gemeinsamen Schnellwarnsystem in der Europäischen Union wird deutlich, dass die Verbraucherschutzbehörden innerhalb des Binnenmarktes dieses Mal stärkeren Alarm geschlagen haben als jemals zuvor. Laut den Daten wurde im Jahr 2024 eine Zahl von über 4000 potentiell gefährlichen Gütern registriert, wovon ungefähr 470 aus Deutschland kamen. Dies entspricht fast verdoppeltem Volumen an Warnmeldungen gegenüber nur zwei Jahren früher. "Es darf uns nicht hinnehmen lassen, dass alltägliche Artikel unser Wohlbefinden oder unsere Natur bedrohen könnten", erklärte EU-Verbraucherschutzkommissar Michael McGrath während eines Statements in Brüssel.
Die am häufigsten gemeldeten Produkte waren wiederum gefährliche Kosmetikartikel, gefolgt von Spielsachen undElektronikkonsumgütern. Bei 97 Prozent der beschwerdeführenden Kosmetikprodukte identifizierten die Aufsehoverwaltungen das Aromastoffmittellokalin Lilial, welches als krebsverursachender, genotoxischer sowie reproduktionsschädigender Stoff galt. Zu den eingezogenen elektrischen Geräten gehörte ebenfalls ein Reisestecker, den französische Kontrolleure gefunden hatten. "Dieser Stecker birgt eine Erschlagungsdanger", teilte McGrath mit und präsentierte während der Präsentation des Reports exemplarisch das Gerät. Darüber hinaus hatte der Verkaufsunternehmen unzulässigerweise das CE-Symbol gedruckt, was für die KonsumentInnen einen Hinweis auf Sicherheit sein sollte.
Wir müssen sicherstellen, dass die Produkte, welche wir täglich verwenden, weder unsere Gesundheit noch die Umwelt gefährden.
Michael McGrath,;EU-Verbraucherschutzkommissar
Im europäischen Schnellwarnsystem nehmen 30 Staaten teil. Sobald eine nationaleBehörde ein möglicherweise bedenkliches Produkt findet und meldet, teilt dies dieEU mit allen übrigen Verbraucherüberwachungsstellen weiter. Egalobst dieses Produkt im Internet oder persönlich gekauft wurde oder wovon eshergestellt wurde – es muss sich an die EU-Regeln zur Sicherheit vonprodukten halten, erklärte McGrath. Aus diesem Grund hat die EuropäischeKommission ein Instrument geschaffen, um zurückgegebene Produkteauch in Onlineshops zu identifizieren. Letztes Jahr wurden dabei 5300Onlineshops sowie 1,6 Millionen Websites aufgefährliche Artikel untersucht.
Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Onlineshops wie Temu und Shein gibt, bei denen aktuell ähnliche Vorfälle im Bereich des verbraucherrechtlichen Schutzes untersucht werden. Im Jahr 2024 machten 40 Prozent aller Warnmeldungen in der EU Produkte aus China aus. Auf Anfrage des Redaktionssystems Deutschland (RND) unterstrich McGrath die Bedeutung dieser bilateralen Zusammenarbeit mit chinesischen Behörden hervor. Solche Gespräche seien schon seit 2006 geführt worden. Dennoch gab der EU-Beauftragte zu erkennen, dass sich die Menge von Sendungen mit geringem Warenwert aus China in jüngster Vergangenheit deutlich erhöht habe. Daher plane er, den Kontakt sowohl mit den chinesischen Behörden als auch Unternehmensführern verstärkt fortzusetzen und in den kommenden Monaten eine Reise nach China anzunehmen.
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 4,5 Milliarden Päckchen mit geringwertigen Waren in die Europäische Union eingeführt – doppelt so viele wie im Vorjahr. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass ein erheblicher Teil dieser Produkte nicht den Sicherheitsstandards und Vorschriften entspricht.